Mittwoch, 22. Dezember 2010

Bilanzrezession: Private Haushalte vs. Banken

Was können wir aus dieser Rezession lernen? Da das Jahr zu Ende geht und die Wirtschaft sich in der Erholungsphase der Rezession befindet, ist es eine gute Zeit, zurückzublicken und zu fragen, was Politiker hätten besser machen können, um den Abschwung abzumildern. Es gibt viele Wege, die die Politik hätte gehen können: Beispielsweise mehr Hilfe für Bundesstaaten und Kommunen. Mark Thoma konzentriert sich jedoch in einem lesenswerten Essay in The Fiscal Times auf die Fiskalpolitik, um privaten Haushalten aus der Rezession zu helfen. Das ist ein wichtiger, aber allzu oft ignorierter Aspekt der Erholung davon, was als „balance sheet recessions“ (Bilanzrezession) bekannt ist, erklärt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor. Rezessionen können mit einer Vielzahl von Gründen auftreten. Zum Beispiel durch Ölpreisschocks, Börsencrashs, Immobilienblasen, monetäre Schocks und Produktivitätsschocks. Alle können zu Wirtschaftskrisen führen.



Short and Long Term Trends of Global Economy, Graph: Richard Koo, Balance Sheet Recessions

Doch während die Auswirkungen einer Rezession von der Ursache abhängen, neigt die Reaktion der Politik (insbesondere Fiskalpolitik) dazu, die gleichen zu sein, erklärt Thoma. „Das ist unerwünscht, da eine Politik, die auf die spezifische Art der Rezession zugeschnitten ist, zu einer schnelleren Erholung führen würde. Die Geldpolitik ist in dieser Hinsicht besser, v.a. die nicht-traditionelle Politik. Aber auch sie könnte in dieser Hinsicht  verbessert werden“, legt Thoma dar.

Ein Weg, um Rezessionen zu unterscheiden, ist die Betrachung der Auswirkungen auf die Bilanzen, insbesondere der privaten Haushalte und der Banken. Der Zusammenbruch einer Immobilienblase, was auch ein Aktienmarkt-Crash verursachen kann, bedeutet für die privaten Haushalte ein Rückgang von home equity, genauso wie der Verlust von Altersvorsorge und Ersparnissen für die Bildung. Die Tatsache, dass die Schulden mit dem Rückgang der Vermögenswerte nicht fallen, kann der Verlust von Arbeitsplätzen ausgelöst durch die Rezession verheerend auf die Bilanzen auswirken. Das ist einer der Hauptgründe, warum die Erholung von Bilanzrezessionen langsam vonstatten geht. Weil die privaten Haushalte mit dem Wiederaufbau ihrer Bilanzen beschäftigt sind, werden Ressourcen vom Konsum abgelenkt, was einen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage nach sich zieht und schliesslich eine Belastung für die Wirtschaft darstellt. Die Fiskalpolitik, die hier versucht, die verlorengegangene gesamtwirtschaftliche Nachfrage wiederherzustellen, tut aber direkt sehr wenig, was das Bilanzproblem der privaten Haushalte betrifft, erläutert Thoma.

Das gleiche kann nicht über die Bankbilanzen gesagt werden, fügt Thoma hinzu. Die Auswirkungen auf die Bankbilanzen variieren auch mit der Art der Rezession und eine Kernschmelze am Finanzmarkt ausgelöst durch notleidende Kredite ist besonders schwerwiegend. Die gegenwärtige Rezession ist ein Beispiel dafür. Die Politik hat jedoch eine gute Arbeit geliefert, um eine Verschlimmerung der Probleme zu verhindern, indem sie den Finanzsektor durch Rettungsaktionen (bailout) und andere Massnahmen wiederaufgebaut hat, argumentiert Thoma.

Bilanzen der privaten Haushalte wurde hingegen nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt. „Wir hätten Haushalten zum Wiederaufbau ihrer Bilanzen verhelfen können. Und das hätte durch die Verringerung der Ausfallrate von Krediten auch Banken geholfen“, hält Thoma fest. Die Haushalte wurden stattdessen sich selbst überlassen. Die Wahrnehmung, dass die Regierung die unwürdig wohlhabenden Bankers aus der Bredouille gerettet hat, während die privaten Haushalte auf sich selbst gestellt wurde, ist eine der grössten Rückwirkungen gegen die Politik, schlussfolgert Thoma.

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