Mittwoch, 7. September 2011

Mindestkurs von Franken pro Euro und die Folgen

Die Schweiz hat nun versprochen, Euro zu kaufen, um eine massive Überbewertung des Schweizer Frankens zu unterbinden. Genauso kauft China seit Jahren stetig Dollar, um eine Aufwertung der chinesischen Landeswährung zu verhindern.

Vor diesem Hintergrund befasst sich Kash Mansori in seinem Blog mit der Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) einen Mindestkurs des Franken pro Euro festzulegen. Um zu verstehen, was die Einführung eines Mindestkurses des Frankens gegenüber dem Euro bedeutet, stellt Mansori die folgenden Fragen und die Antworten:

Warum hat die SNB entschieden, so zu handeln?

Die SNB muss handeln, weil der starke Franken eine akute Bedrohung für die Schweize Wirtschaft darstellt, wo es horrend teuer wird, herzustellen oder Dinge zu kaufen. Es ist also nicht verwunderlich, dass die SNB Massnahmen ergreift, um eine gefährliche Deflationsspirale zu verhindern.

Ist die neue Wechselkurspolitik glaubwürdig?

Ja, es ist absolut glaubwürdig. Es gibt keine technischen oder wirtschaftlichen Grenzen für die Fähigkeit der SNB, CHF zu verkaufen und Euro zu kaufen, um den Wechselkurs über 1,20 Franken zu halten, weil die SNB einfach so viele CHF erstellen kann, wie sie will. Der Wechselkurs wird unter 1,20 Franken nur dann fallen, wenn die SNB es zulässt.

Was bedeutet das für die Schweizer Geldmenge?

Die Schweizer Geldmenge wird wahrscheinlich explodieren. Es gibt keinen Weg darum herum. Der einzige Weg für die SNB, den Wechselkurs auf dem gewünschten Niveau zu halten, ist, unbegrenzt CHF zum Kurs von 1,20 Euro anzubieten, für alle, die die Schweiz als sicheren Hafen für ihr Geld betrachten. Da viele Menschen auf der Suche nach einem sicheren Hafen sind, wird es viele Abnehmer von Schweizer Franken geben, sodass die SNB viele viele CHF schaffen muss.

Bitte beachten Sie: Das spielt aber keine Rolle. Es gibt zwar viele Leute, die vor der Möglichkeit einer galoppierenden Inflation in der Schweiz warnen. Aber es ist nicht der Fall, weil die Inflation nicht durch die Menge an Geld in einer Wirtschaft bestimmt, sondern durch die Höhe der Nachfrage. Deshalb hat der gigantische Anstieg der Geldmenge in den USA nicht zu einem Anstieg der Inflation geführt. Das gilt auch für die Schweiz.

Was aber, falls die Inflation in der Schweiz tatsächlich steigt (nur für die Zwecke der Beweisführung)?

In diesem Fall, was nur geschehen kann, wenn die Nachfrage nach Schweizer Waren und Dienstleistungen kräftig steigt, würden Investoren beginnen, einzusehen, dass alle CHF, die sie eingesammelt haben, an Kaufkraft verlieren. Und sie würden sofort anfangen, CHF zu verkaufen. Und der Prozess, den die SNB gestartet hat, würde sich umkehren. Die SNB wäre ferner nicht unzufrieden, wenn der Franken sich wieder aufwerten würde.

Wird es zu einem Fluss von Bargeld in die Schweiz kommen?

Bei dem angekündigten Wechselkurs ist es zu bezweifeln. Banken und andere Institute sind noch auf der Flucht vor Risiken in Europa. Und sie scheinen das Geld in einem schnellen Tempo aus den anderen europäischen Ländern wegzubewegen. Viele davon gehen in die USA. Aber nicht alles. Investoren suchen weiterhin andere sichere Orte, wo sie ihre Gelder parken können. Die Attraktivität der Schweiz wird als sicherer Hafen nicht abnehmen, nur weil die SNB einen Mindestkurs des Franken gegenüber dem Euro festlegen will. Es ist aber durchaus möglich, dass die SNB weitere Massnahmen trifft, um die Flut von Bargeld in die Schweiz zu unterbinden.

Wird der angekündigte Mindestkurs von 1,20 CHF/Euro geändert?

Es ist möglich. Denn die SNB strebt eine deutliche und dauerhafte Abschwächung des Frankens an. Der Franken ist auch bei 1,20 CHF/Euro hoch bewertet und sollte sich über die Zeit weiter abschwächen. Die SNB dürfte vorerst etwas Zeit verstreichen lassen, um zu beobachten, ob der Geldfluss in die Schweiz sich verlangsamt oder nicht. Wenn nicht, dann würde die SNB das Ziel für den Wechselkurs schrittweise anheben.

Welche Auswirkungen hat der SNB-Schritt auf die Eurozone?

Das hängt davon ab, was die SNB mit dem akkumulierten Euro vorhat. Einige Berichte deuten darauf hin, dass die SNB nur Staatspapiere mit dem Rating „AAA“ kauft. Das sind Staatsanleihen aus Deutschland und Frankreich. Die Spreads am europäischen Markt für Staatsanleihen würden sich aber folglich verschärfen. Die Risikoaufschläge zwischen der Kern-Eurozone und der Peripherie würden sich ausweiten. Das wäre nicht im Sinne der EZB.

Die SNB könnte aber als Alternative eine Wette eingehen, dass die Eurozone überlebt, und daher auch spanische und italienische Staatsanleihen kaufen. Die SNB würde damit zu einem positiven Ergebnis in der Euro-Zone beitragen.

Fazit: Die Schweiz wird nun im Wesentlichen noch stärker an das Schicksal der Euro-Zone gebunden. Der Zusammenhang wird von jetzt an noch tiefer und deutlicher. Und das ist ein weiteres Beispiel dafür, welche Auswirkungen die Krise in der Euro-Zone weit über die EU hinaus entfaltet.

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