Sonntag, 9. Oktober 2011

Aktuelle Debatte: IS-LM Modell

(Wonkish)

Namhafte Ökonomen (Brad DeLong, Mark Thoma) diskutieren derzeit in der Blogosphäre über die Brauchbarkeit des IS-LM-Modells à la Lehrbuch. Auch Paul Krugman will seinen Senf dazugeben, wie er in seinem Blog zum Ausdruck bringt.

Es ist wichtig, das IS-LM-Modell als Ausgangspunkt zu lehren, weil es, wenn es richtig gemacht wird, klarstellt, das, was wir im Grunde genommen tun, ist das minimale Modell, welches drei Elemente (Güter, Bonds und Geld) beinhaltet, und dass es nichts Willkürliches über die ganze Angelegenheit gibt. Das ist im Grunde das, was man tun muss, wenn man ein minimales Modell von den Dingen haben will, auf die es aus Makrosicht kurzfristig ankommt, erklärt Krugman.

Mark Thoma erinnert in diesem Zusammenhang auf eine Forschungsarbeit („How Complicated Does the Model Have to Be“) von Krugman vor zehn Jahren.

Ein weiterer Punkt ist, dass es wirklich wichtig ist, zu verstehen, wie das Liquiditätspräferenz-Modell und das loanable funds-Modell (d.h. das Modell des Kreditmarktes) gleichzeitig funktionieren können: IS-LM ist laut Krugman der Weg, um es zu erfassen.


IS-LM Modell mit drei Gütern, Graph: Prof. Paul Krugman in: “How Complicated Does the Model Have to Be”

Man braucht auch IS-LM, um über den hypothetischen Prozess reden zu können, wo die Preisstabilität für die Vollbeschäftigung sorgt, wenn damit auch nur darauf hingewiesen wird, wie problematisch dieser Prozess ist. Und das Modell ist laut Krugman auch nützlich, die Liquiditätsfalle zu erklären, weil es ein Weg ist, klarzustellen, warum genau es eine Untergrenze von Null der Zinsen gibt und was los ist (oder auch nicht), wenn man die Geldmenge erhöht, während die Zinsen auf der Untergrenze von Null liegen.

Die Ökonomen, die dieses Modell verstehen, sind fast immer mehr, nicht weniger anspruchsvoller als jene, die sich vorstellen, dass sie es überwunden hätten, beschreibt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Matt Rognlie beschwert sich über die Darstellung der Geld- und Fiskalpolitik, angesichts der realen Welt, dass die Zentralbanken den Zinssatz anstatt die Geldmenge anpeilen. Und es gebe auch einen technischen Punkt, wonach manche ökonomische Fragen, wie die Beschreibung des Prozesses der Disinflation viel einfacher angegangen werden, wenn man eine Zentralbank-Reaktionsfunktion einbaut als nur von einer festen LM-Kurve auszugehen.

„Das ist wie die Frage, warum wir nicht gleichzeitig laufen und Kaugummi kauen können“, schildert Krugman. Seine Idee ist, das Thema mit dem IS-LM vorzustellen als eine Darstellung von einer Wirtschaft mit drei Gütern. Dann kommen aber andere und sagen, „schau mal, die kurzfristige Politik in der Praxis schliesst die Festlegung eines Zinssatzes und die Einstellung von M und wo es hingehen soll, ein. So werden wir es in den nächsten zwei Klassen unterrichten. Punkt“. Das hat aber mit der Art von Gedankenexperimenten zu tun, nicht mit dem zugrundeliegenden Modell, entgegnet Krugman. 

Und wenn die Politik auf das Problem viel Geld umwirft ist die LM-Kurve sehr nützlich und in der Tat notwendig, wenn man es mit seiner Analyse zu etwas bringen will, fasst DeLong zusammen.

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