Mittwoch, 26. Oktober 2011

Es gibt keinen neuen Keynes

Haben die Finanzkrise und die Grosse Rezession neue wirtschaftliche Ideen hervorgebracht?

Es gibt keinen neuen Keynes, antwortet John Cassidy auf die Frage in einem lesenswerten Essay („Where ist the New Keynes?“) in The New Yorker. Aber es gibt einige wichtige Ideen, die wiederentdeckt worden sind. Hier sind die sechs davon:

(1) Auf das Finanzwesen kommt es an:

Die Lehre dürfte dem Mann auf der Strasse offensichtlich erscheien, aber manche Ökonomen haben es irgendwie vergessen, zu vergegenwärtigen.

(2) Die Blasen auf den Kreditmärkten platzen anders als gewöhnliche Rezessionen.

(3) Positive Rückmeldungen und multiple Gleichgewichte müssen ernst genommen werden.

Mit dem Aufstieg der Theorie der rationalen Erwartungen wurde die Idee, dass die Finanzmärkte und ganze Volkswirtschaften in eine Abwärtsspirale geraten können, auf die mathematische Kuriosität, die „sunspots“ genannt werden, verbannt. Nun ist die Vorstellung wieder zurück, und aus gutem Grund. Sie scheint die Welt ziemlich gut zu beschreiben.

(4) Insbesondere auf den Finanzmärkten ist das selbstverliebte rationale Verhalten nicht sozial optimal.

(5) Die Geldpolitik funktioniert nicht immer. Die Lehre hätte im Fall von Japan wiedererlernt werden sollen. Die eine Person, die es erkannt hat, war Paul Krugman.

(6) Konjunkturprogramme (fiscal stimulus) liefern keine Allheilmittel für tiefe Rezessionen, aber die alternative Politik von nichts-tun oder rigorose Sparmassnahmen (austerity) ist viel schlimmer. Zweifelt man daran, braucht man auf Griechenland und Grossbritannien zu blicken, wo die fiskalischen Sparmassnahmen seit einem Jahr auf der Tagesordnung sind. Das Konjunkturprogramm von Obama hat hingegen, wie die ernsthaften Studien belegen, positive Auswirkungen entfaltet.

Fazit: Der Blick auf diese Liste lässt schnell Keynes erkennen, dass alle aufgezählten Punkte in seinen Schriften gefunden werden können.

Mark Thoma will dazu in seinem Blog hinzufügen, dass die Einschätzung von Alan Greenspan vor der Krise, dass es keine Immobilienblase gab und selbst wenn es welche gäbe, und platzen sollte, die Fed die Auswirkungen einzudämmen wisse und danach nur noch aufräumen könne, sich völlig falsch erwiesen hat.

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