Samstag, 8. Oktober 2011

Renminbi als internationale Währung?

Der Renminbi (RMB) wird plötzlich als die nächste grosse internationale Währung gehandelt. „Gerade in den letzten zwei Jahren hat die chinesische Landeswährung begonnen, entlang einer Reihe von Dimensionen zu internationalisieren“, bemerkt Jeff Frankel in seinem Blog.

In Hong Kong ist rasch ein RMB-Anleihemarkt entstanden. Und auch Bankeinlagen in RMB steigen an. Einige der internationalen Handelspartner Chinas fakturieren jetzt in RMB. Ausländische Zentralbanken, angefangen mit Malaysia halten seit August 2010 RMB Reserven, legt der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Einige Experten (Subramanian, 2011) behaupten nun, dass der RMB den US-Dollar als Nummer eins im internationalen Währungs-Ranking innerhalb eines Jahrzehnts überholen werde. Die Grundlage solcher Vorhersagen ist, (1) die Wahrscheinlichkeit, dass die chinesische Wirtschaft die US-Wirtschaft in der Grösse übertreffen wird, und (2) der historische Präzendenzfall, als der Dollar nach dem Ersten Weltkrieg das Pfund Sterling als die internationale Währung Nummer eins überholte, erklärt Frankel.


Die Rollen einer internationalen Währung, Graph: Prof. Jeff Frankel in: „Historical Precedents for the Internationalization of the RMB, Oct 2011.

„Früher dachte man, dass der Status als internationale Währung viel Trägheit (Krugman, 1984) unterliegt. Es wurde gesagt, dass es eine lange Verzögerung zwischen dem Zeitpunkt, als die US-Wirtschaft die britsche Wirtschaft in Bezug auf die Grösse überholte und dem Zeitpunkt, als der Dollar am Pfund vorbeiging gegeben hat“, schildert Frankel.

Die „neue Sicht“, vertreten insbesondere durch Eichengreen 2011 und Flandreau 2010, ist, dass die Verzögerung in der Tat recht kurz war. Es dauerte bis zum Ersten Weltkrieg für den US-Dollar, um das Kriterium als eine internationale Währung zu erfüllen.

Der US-Dollar ist eine von drei nationalen Währungen, die im Laufe des 20. Jahrhunderts einen internationalen Status erlangt hat. Die anderen zwei waren der Yen und die D-Mark, die nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems 1971/73 zu wichtigsten internationalen Währungen geworden sind. In den früheren 1990er Jahren wurde die beiden Währungen als potenzielle Rivalen von US-Dollar als Nummer eins angesehen. „Es ist leicht, es jetzt zu vergessen, weil Japans Rolle seither abgenommen hat und die D-Mark abgelöst wurde“, ruft Frankel in Erinnerung. Im Nachhinein: die beiden Währungen hatten einen Spitzenanteil in den Reserven der Zentralbanken zu Beginn der 1990er Jahren.

Das aktuelle RMB-Phänomen unterscheidet sich auf interessante Weise von den historische Umständen der Entstehung der drei früheren Währungen. Die chinesische Regierung fördert aktiv die internationale Verwendung ihrer Landeswährung. Weder Deutschland noch Japan, und auch nicht die USA hatte, zumindest am Anfang, dies getan. In allen drei Fällen waren die Exportinteressen, viel stärker als der Finanzsektor, welcher die Internationalisierung dürfte unterstützt haben.

Es ist laut Frankel nicht klar, ob Chinas neue Begeisterung für die Internationalisierung seiner Währung die Bereitschaft einschliesst, um finanzielle Repressionen im inländischen Finanzsystem zu beenden, Kapitalverkehrskontrollen aufzuheben, und zuzulassen, dass der RMB sich aufwertet, um die Wirtschaft auf diese Weise von der Exportabhängigkeit zu entfernen. 

Vielleicht gibt es eine kleine Elite, die in der Lage ist, diese Dinge zu vollbringen. Aber soweit fördert die Regierung nur die internationale Nutzung des RMB als offshore, und zwar abgeschottet vom inländischen Finanzsystem, hält Frankel fest.

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