Samstag, 31. März 2012

Geldmultiplikator in Deflation


Es gibt auch in der Schweiz selbsternannte Experten, die ständig vor Inflation warnen, da die Schweizerische Nationalbank (SNB) „Geld drucke“.

Die Notenbankgeldmenge ist zwar in der Schweiz im Sog der Krise von weniger als 50 Mrd. Franken auf mehr als 250 Mrd. Franken gestiegen.

Die Jahresteuerungsrate ist aber negativ. Die am Landesindex der Konsumentenpreise gemessene Jahresteuerung betrug im Februar -0,9% (November: -0,5%). Die Kerninflation ist bereits seit sechs Monaten in Folge negativ.

Die negative Inflation ist erstens auf die Entwicklung der Preise ausländischer Güter zurückzuführen, was den Einfluss der starken Aufwertung des Franken widerspiegelt.

Ein wichtiger Grund, warum die Inflation nicht steigt, ist zweitens die Liquiditätsfalle, in der die Wirtschaft steckt. Das ist eine Situation, in der der Nominalsitz gegen die Nullgrenze geht und die Geldpolitik deshalb an Effektivität verliert. Das heisst, dass geldpolitische Massnahmen unter den Bedingungen einer Depression nicht ganz funktionieren.



Schweiz Geldmultiplikator, Graph: ACEMAXX ANALYTICS
Geldmultiplikator (linke Skala) und Notenbankgeldmenge (rechte Skala) in Mio. Franken

Und in diesem Marktumfeld ist die Notenbankgeldmenge (monetary base) ist in der Tat irrelevant, weil die Menschen zwischen Null Zinsen und Renditen der öffentlichen Schultitel aller Art indifferent sind.

Ist die Inflationsrate negativ und der Nominalzinssatz 0%, bringt die Kassenhaltung einen positiven Realzins.

Das von der Zentralbank geschaffene Geld kommt daher in der Wirtschaft nicht an, wie der Verlauf des Geldmultiplikators zeigt, der sich seit Beginn der Krise halbiert hat. Die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes fällt dramatisch zurück. Weil die Geldpolitik nicht greift, muss der Staat seine Ausgaben erhöhen, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu beleben.

Deflation führt zu niedrigeren Zinssätzen und zu einer erhöhten Geldnachfrage. Deflation hilft Kreditgebern und schadet Kreditnehmern, was Schuldendeflation (debt deflation) verursachen kann.

Aus diesem Grund streben die Zentralbanken Preisniveaustabilität, d.h. eine niedrige Inflationsrate von 2 oder 3% als 0% an, wie Paul Krugman in seinem Lehrbuch beschreibt.


Geldmengenwachstum: Geldaggregate M1, M2 und M3, Graph: SNB, Quartalsheft 1/2012

Die weit definierten Geldaggregate sind seit dem Herbst 2008, wie die SNB betont, „stetig und weitgehend unabhängig von den grossen Fluktuationen der Notenbankgeldmenge gestiegen“.

Der stetige Anstieg der Geldaggregate (M1, M2 und M3) reflektiert die tiefen Zinssätze in der Schweizer Wirtschaft.

Milton Friedman und Anna Schwartz haben 1963 festgehalten, dass die Grosse Depression vermeidbar gewesen wäre, wenn die Zentralbank keinem kontraktiven geldpolitischen Kurs gefolgt wäre.

Die SNB hat unter Philipp Hildebrand sehr gut gearbeitet.

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