Freitag, 5. Oktober 2012

Sind US-Arbeitsmarkt-Daten gefälscht?


Die Arbeitslosenquote ist in den USA im September von 8,1% im Vormonat auf 7,8% gefallen, wie das US-Arbeitsministerium (BLS) heute mitgeteilt hat. Das entspricht dem tiefsten Wert seit fast vier Jahren.

Die Zahl der Beschäftigten ist um 114‘000 gestiegen. Zudem wurden die Daten für Juli und August nach oben korrigiert. Das heisst, dass in den beiden Vormonaten insgesamt 86‘000 mehr Jobs entstanden sind als bisher angenommen.

Die Antwort einiger Republikaner auf die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt war, dass die Daten manipuliert sein müssen, um Obama zu helfen, wieder gewählt zu werden.

Larry Mishel (h/t to Mark Thoma) nimmt dazu im Blog von Economic Policy Institute Stellung, dass Jack Welch, der frühere Vorsitzende und CEO von General Electric offenbar das US-Arbeitsministerium (Bureau of Labor Statistics) beschuldigt, die Arbeitsmarkt-Zahlen manipuliert zu haben, um Präsident Obama zu helfen. Andere scheinen, dieser verleumderischen Lüge zuzustimmen, bemerkt Mishel weiter.

Es ist einfach unerhöht, eine solche Behauptung aufzustellen, argumentiert Mishel. Das BLS bezieht sich auf zwei Erhebungen: die eine umfasst 141‘000 Unternehmen und Behörden und die andere betrifft 60‘000 private Haushalte.

Die Haushaltsbefragung wird von Census Bureau im Auftrag von BLS durchgeführt. Es ist wichig, zu beachten, dass grosse Einzel-Monat-Divergenzen zwischen Beschäftigtenzahlen in diesen zwei Umfragen (wie die Divergenz im September) nicht so selten sind. Elise Gould von EPI hat dazu eine grossartige Forschungsarbeit geschrieben, was die Unterschiede zwischen den beiden Umfragen aufzeigt.


US Arbeitslosenquote, Graph: BLS

BLS ist eine hoch professionelle Agentur mit Dutzenden von Personen, die in die Tabellierung und Analyse dieser Daten involviert sind. Die Idee, dass die Daten manipuliert wurden, ist einfach völlig unglaubwürdig. Darüber hinaus steht der Trend der Daten mit den früheren monatlichen Berichten und anderen wirtschaftlichen Indikatoren im Einklang wie z.B. dem BIP.

Es gibt nichts Unglaubwürdiges über die berichteten Daten. Alles in allem gab es nichts besonders Seltsames über den Arbeitsmarkt-Bericht und sicherlich nichts, was Anschuldigungen für Betrug auslösen, fasst Mishel als Fazit zusammen.


Anzahl der Beschäftigten in den USA ausserhalb der Landwirtschaft, Graph: BLS

Auch Jared Bernstein kann es nicht fassen, wie die Republikaner solche Verschwörungstheorien in die Welt setzen. Jack Welch soll sich schämen, schreibt der ehemalige Wirtschaftsberrater des Vize-Präsidenten Joe Biden (2009-2011) in seinem Blog.

Bernstein deutet auf einen interessanten Artikel von CBS News hin, wo anhand von Einzelheiten der Daten-Beschaffung erklärt wird, weshalb Welchs Anschuldigung absurd sind.

Paul Krugman meint dazu in seinem Blog, dass es lächerlich ist, sich vorzustellen, dass die Obama Regierung anordnen könnte, die Arbeitsmarkt-Zahlen zu verfälschen. Die schiere Logistik wäre unmöglich. Dazu kommt, dass es sich um Beamten handelt, die unter beiden Parteien arbeiten, hebt Krugman hervor.

Es gilt zu erkennen, dass es nicht nur Obama trifft. Es wurden auch in der Clinton-Ära Gerüchte verbreitet: Bill sei Drogen-Schmuggler. Hillary habe Vince Foster umgebracht usw., erinnert Krugman. Es sind nicht Rand-Figuren, die sowas tun, sondern WSJ Leitartikel-Schreiber, Rush Limbaugh, Kongressabgeordnete innerhalb der GOP.

Republicans can’t handle the truth“, formuliert Krugman zusammenfassend mit einem Zitat aus der unvergesslichen Szene des berühmten Hollywood-Films „A Few Good Men“ (1992) mit Jack Nicholson in der Hauptrolle.

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