Freitag, 28. März 2014

Der Euro wird stärker – Was macht die EZB?

Die jüngsten Daten (portfolio flows) deuten auf einen Zufluss in den Euro-Raum hin.

Während die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt und die nominalen Zinsen nahe null (zero lower bound) liegen, kommt es auf die Realzinsen an, welche eine Art Funktion von Inflation werden.

Wenn die Inflation sich zurückbildet und in Deflation mündet, steigen die Realzinsen, was schliesslich den Wechselkurs unterstützt.

Die erste Abbildung unten zeigt den Stand der Realzinsen unter G10-Ländern.

Wenn man die Performance von Währungen im Jahr 2013 beobachtet, entdeckt man einen engen Zusammenhang zwischen Wechselkursen und Realzinsen, wie in der zweiten Abbildung besser dargestellt ist.

Die Euro-Stärke erhöht die deflationären Kräfte in der Europäischen Währungsunion (EWU), womit die Realzinsen steigen und die Währung sich weiter aufwertet.

Nirgendswo ist der Realzins so hoch wie im Euro-Raum. Der Euro könnte demnach nicht zur Schwäche neigen, ohne dass ein Rückgang der Realzinsen bewirkt wird. Wie? Da ist die EZB gefordert. Mit anderen Worten: Es bedarf einer pro-aktiven Zentralbank.




Realzinsen unter G10-Ländern, Graph: Morgan Stanley

Die EZB mag per se keine Wechselkurspolitik betreiben. Aber die Euro-Stärke erhöht ohne Zweifel den Abwärtsdruck auf die Preise im Euro-Raum.

Die Antwort ist eindeutig: Entweder die nominalen Zinsen müssten fallen. Oder die Inflation müsste steigen.

Die Inflationserwartungen gehen zurück. Die EZB weigert sich, den geldpolitischen Kurs durch Zinssenkung weiter zu lockern.

Der Import-Preise-Index in Deutschland ist im Februar um 2,7% zurückgegangen. Das heisst, dass der niedrige Preisauftrieb weiter dadurch gedämpft wird. Und die Inflationserwartungen nehmen ab.

Auch Unternehmen scheinen nicht bereit, die Beschäftigung zu fördern. Die Lohnstückkosten bleiben gedrückt. An der EU-Peripherie werden die Löhne (via internal devaluation) gesenkt.

Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund, dass der als „Falke“ geltende Bundesbankchef Jens Weidmann zum ersten Mal Quantitative Easing (mengenmässige Lockerung der Geldpolitik)  nicht kategorisch ausgeschlossen hat.

Die EZB braucht „non-standard measures“, wenn sie die Preisstabilität sichern und schwerwiegende Schäden für die europäische Wirtschaft abwenden will.



Es kommt auf die Realzinsen an, Graph: Morgan Stanley


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