Mittwoch, 12. März 2014

Kapital im 21. Jahrhundert und die Frage der Verteilung

Die Meinungselite pflegt zu sagen, dass die Einkommensungleichheit kein wirtschaftliches Problem ist und wir uns darum nicht kümmern sollen. Die Marktwirtschaft sorge dafür, dass der Reichtum und der Wohlstand gerecht verteilt werden, sodass am Schluss alle davon profitieren.

Thomas Piketty will nun in seinem im April erscheinenden Buch (Capital in the Twenty-First Century in Harvard University Press) die Frage der Verteilung und die Untersuchung der langfristigen Trends wieder in den Mittelpunkt der ökonomischen Analyse stellen.

Die Konzentration des Wohlstands und des Einkommens wurde im 20. Jahrhundert seiner Meinung nach durch Kriege, Inflation und Wachstum verhindert.

Der Abbau der Ungleichheit ist demnach zumeist durch Kapital-Schocks in den Jahren 1914-15 (Zerstörung und Krisen) und durch fiskalische und soziale Institutionen, die in Folge der Weltkriege und der Great Depression errichtet wurden, möglich gewesen.

In der Vergangenheit war die wichtigste ausgleichende Kraft (zwischen und innerhalb der Länder) die Verteilung von Wissen und Kenntnissen. 

Dieser positive Prozess kann jedoch ohne inklusive Bildungseinrichtungen und kontinuierliche Investitionen in Fertigkeiten (skills) nicht funktionieren. Das ist laut Piketty eine grosse Herausforderung im gegenwärtigen Jahrhundert.



Thomas Piketty: Capital, Graph: Harvard University Press

Historisch gesehen war (teilweise bis zum heutigen Tag) das höhere Bevölkerungswachstum die treibende Kraft, die die relative Bedeutung des ererbten Vermögens in den USA im Vergleich zu Europa reduziert hat.

In letzter Zeit ist jedoch in den USA ein noch nie da gewesener Anstieg der Vergütung der Top-Manager zu beobachten. Das ist laut Piketty eine neue Form der Ungleichheit.

Zudem ist die Ungleichheit in den USA heute, was die Konzentration von Einkommen betrifft, so hoch wie in Europa um 1900-10. Die Geschichte lehrt uns, dass diese Art von Ungleichheit nicht nur für das Wirtschaftswachstum nutzlos ist, sondern es kann auch dazu führen, dass der politische Prozess von einer ganz kleinen Elite mit hohem Einkommen und Reichtum erobert wird, wodurch die demokratischen Institutionen und Werte direkt bedroht würden.

Die ideale Lösung sind progressive Steuern auf Netto-Vermögen der Privatpersonen. Damit würde Mobilität des Wohlstands gefördert und die Konzentration durch die öffentliche Aufsicht unter Kontrolle gehalten. Natürlich spielen andere Institutionen und politische Massnahmen eine wichtige Rolle:

Inflation kann beispielsweise die öffentliche Verschuldung reduzieren und eine Reform des Patentrechtes kann die Konzentration von Reichtum eingrenzen, wie Piketty in einem lesenswerten Interview in NYTimes unterstreicht.

Die demokratischen Systeme haben allerdings auf den Anstieg der Ungleichheit nicht friedlich reagiert, welcher nur durch Kriege und soziale Konflikte gestoppt wurde. Hoffentich können wir es das nächste Mal besser, fasst der Autor als Fazit zusammen.








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