Samstag, 6. Dezember 2014

Kerninflation in der Eurozone unter 1 Prozent

Kanada ist das einzige G10 Land, wo die Inflation nicht unterhalb des festen Inflationsziels der Zentralbank liegt.

Wie in der von Morgan Stanley kürzlich präsentierten Abbildung zu sehen ist, unterlaufen alle anderen Notenbanken in G10 die eigene Zielinflationsrate. Das heisst, dass das Ziel der Preisstabilität nicht gewährleistet ist. 

Zur Erinnerung: Preisstabilität bedeutet nicht Null-Inflation.




Wie das Inflationsziel in G10 Staaten unterlaufen wird; die einzige Ausnahme: Kanada, Graph: Morgan Stanley

Wird das gemeinsam festgelegte Inflationsziel in einer Währungsunion wie z.B. der EWU unterboten, entstehen makroökonomische Ungleichgewichte. Der Unterbietungswettbewerb via Lohnzurückhaltung (wage restraint) lässt früher oder später Deflationsgefahr aufkommen, wie die ganze Welt zur Zeit mitverfolgt.

Und die Lohnmoderation hat in der Eurozone zugleich eine Lücke in der Wettbewerbsfähigkeit entstehen lassen. Das belegt, dass es von Anfang an falsch war, die europäische Krise als Schuldenkrise der Staaten an der EU-Peripherie zu bezeichnen. Das Problem war nicht fiskalisch; es stand und steht im engen Zusammenhang von Lohnstückkosten (unit labor costs) und Preisen, wie Heiner Flassbeck in seinem Blog erklärt.

Charles Evans, Fed-Präsindet Chicago erklärt in einem lesenswerten Interview in NYTimes, dass die Fed die Zielinflation von 2% seit sechs Jahren unterläuft. Das bedeutet, dass die akkommodierende Geldpolitik noch mehrere Jahre fortgesetzt werden muss, zumal Evans einen Anstieg der gegenwärtigen Inflation auf nahe 2% in den nächsten drei Jahren nicht erwartet.



Wachsende Anzahl der Euroländer mit einer Kerninflation (core inflation) unter 1 Prozent, Graph: Finanz und Wirtschaft

Die Situation in der Eurozone ist im Grunde genommen tragischer, weil die EZB immer noch zögert, weitere unkonventionelle geldpolitische Massnahmen zu treffen, um die Deflationsgefahr zu bekämpfen. Mario Draghi hat zudem am Donnerstag die Inflationsprognosen für die Eurozone für die kommenden drei Jahre weiter nach unten korrigiert.

Draghi hat zwar am 4. Dezember auf der Pressekonferenz betont, dass die Entscheidung über QE-Politik   (mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) nicht einstimmig getroffen werden muss. Aber wieso er immer noch wartet, ist rätselhaft.




Eurozone CPI (Verbraucherpreise) und PPI (Erzeugerpreise), Graph: ZKB

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