Donnerstag, 8. November 2012

IWF Multiplikatoren und EU Zombie-Ideen


Nachdem der IWF neulich davor gewarnt hat, dass die fiskalischen Multiplikatoren via Austeritätspolitik im Euro-Raum grösser sind als bisher angenommen, reagiert die EU-Kommission nun mit einem eigenen Bericht („Autumn economic forecast: sailing through rough waters“) darauf, wie FT („EU hits back at IMF over austerity“) heute berichtet.

Brüssel argumentiert, dass die Schrumpfung der Wirtschaft in Spanien und Griechenland grösser sei als erwartet, aber als Folge der Panik in den Märkten für Staatsanleihen. Die Kontraktion mag durch die Austerität verschärft worden sein, aber die wahre Ursache sei die Entwicklung in den Anleihemärkten.

Das ist nichts anderes als die Wiederauferstehung von Zombie-Ideen gerade rechtzeitig zu Halloween.

Die EU-Behörden bestehen also nach wie vor darauf, die harsche Austeritätspolitik so zu begründen, dass sie damit den „Vertrauensverlust des Privatsektors in die Staaten“ reparieren wollen. Die politischen Entscheidungsträger im Euro-Raum halten m.a.W. trotz Massenarbeitslosigkeit in Europa an der bisherigen wirtschaftlichen Strategie Brüssels fest: (1) Vertrauen durch Austerität und (2) „internal devaluation“ (interne Abwertung, d.h. radikale Lohnkürzungen und Sozialabbau).

Es ist die alte Leier von unsichtbaren Bond-Vigilantes: „wenn wir die Ausgaben der öffentlichen Hand nicht kürzen, werden die Zinsen durch die Decke schiessen“.

Auf der einen Seite soll die Vertrauen Fee (confidence fairy) für eine makroökonomische Stabilisierung sorgen. Das ist natürlich Unsinn.

Auf der anderen Seite wird von der EU erneut unterstrichen, dass die Wirtschaft offiziell als eine „Moralfabel“ wahrgenommen wird. Das heisst, dass die Staaten für die Sünden (unverantwortliche Haushaltsführung), die sie eigentlich nicht einmal begangen haben, bestraft werden müssen. Spanien und Irland hatten aber, um ein Beispiel zu geben, am Vorabend der Euro-Krise einen Haushaltsüberschuss.

Olli Rehn, EU-Kommissar für Wirtschaft und Währung vertedigt die Konzentration auf die Haushaltskonsolidierung. Es sei wichtig, nicht nur auf die mengenmässige Effekte zu blicken, sondern auch auf den Vertrauen-Effekt.

Alle Länder sollen ihre Wirtschaftsprobleme mitten in einer Depression über Austerität und interne Abwertung lösen. Das Ergebnis wird aber nicht anderes als Deflation sein. Es war nicht die Inflation von Weimar, sondern die Deflation von Heinrich Brüning, die Sie-wissen-schon-wen an die Macht brachte.

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