Mittwoch, 5. Juni 2013

Was ist vom jüngsten Anstieg des Geldmultiplikators zu halten?

Der Geldmultiplikator in der Eurozone hat sich im Sog der Finanzkrise von 2008 beinahe halbiert. Zuletzt kam es zu einem Anstieg. Die Zurückprallung von einem historisch tiefen Niveau ist jedoch geldpolitisch unbedenklich, weil es vorwiegend auf einen Rückgang der Notenbankgeldmenge und nicht auf eine vermehrte Geldschöpfung der Banken zurückgeht.

Die jüngste Entwicklung deutet also keineswegs auf einen Anstieg der Inflation hin. Schliesslich sind Unternehmenskredite zuletzt mit dem schnellsten Tempo in den vergangenen zwei Jahren gefallen. Zumal die EZB Liquidität aus dem Interbankenmarkt abschöpft, wie André Kühnlenz neulich im WeitwinkelSubjektiv anhand von zwei sehenswerten Abbildungen gezeigt hat.



Geldmultiplikator in der Eurozone, Graph: Morgan Stanley, European Research

Der Geldmultiplikator gibt das Verhältnis des Geldaggregats M2 (oder M3) zu Geldbasis (Notenbankgeldmenge) an.

Im April ist das Kreditwachstum im Privatsektor um 0,9% auf Jahresbasis geschrumpft. Unternehmensdarlehen sind im April annualisiert um 3% gefallen.


Unternehmenskredite fallen in der Eurozone weiter, Graph: Morgan Stanley, European Research


1 Kommentar:

Stefan Wehmeier hat gesagt…

Wie Sir Arthur Charles Clarke in „Profile der Zukunft“ vorhersagte (kein ernstzunehmender Wissenschaftler hat es je gewagt, an seinen prophetischen Worten zu zweifeln), wird die Zeit kommen, „wo die Mehrzahl unserer gegenwärtigen Kontroversen auf diesen Gebieten (Politik und Wirtschaft) uns ebenso trivial oder bedeutungslos vorkommen werden wie die theologischen Debatten, an welche die besten Köpfe des Mittelalters ihre Kräfte verschwendeten.“ Mit der Korrektur unserer seit jeher fehlerhaften Geld- und Bodenordnung durch eine freiwirtschaftliche Geld- und Bodenreform – und damit der Befreiung der Marktwirtschaft vom parasitären Gegenprinzip des Privatkapitalismus – wird diese Zeit anbrechen. Um sie hinauszuzögern und weiterhin mit Kinderkram beschäftigt zu bleiben, konstruieren studierte „Wirtschaftsexperten“ idiotische (ein Idiot ist jemand, der öffentliche und private Interessen nicht voneinander trennen kann) Gedankenexperimente bezüglich einer angeblichen „Geldschöpfung der Geschäftsbanken“, damit der wirkliche Fehler im „Geld, wie es (noch) ist“ (Zinsgeld) für alle, die sich von diesem Unsinn ablenken lassen, unverständlich bleibt, und damit das fehlerfreie „Geld, wie es sein soll“ (Freigeld) gar nicht erst angedacht wird. Die von der Masse gewählten „Spitzenpolitiker“ lassen sich wiederum nur zu gern von diesem Unsinn zusätzlich verwirren, denn auch sie wollen sich weiterhin mit „theologischen Debatten des Mittelalters“ beschäftigen.

Die Gedankenexperimente dieser „Experten“ beruhen auf der gedankenlosen Verwechslung von Geld (Zentralbankgeld = Bargeld plus Zentralbankguthaben der Geschäftsbanken) und Ansprüchen auf Geld mit unterschiedlicher Fristigkeit („Geldmengen“ M1, M2, M3…), was ebenso unsinnig ist wie etwa die Addition der Büchermenge in einer Bücherei mit der Summe der Buchausleihungen. Wer heute „moderne Volkswirtschaftslehre“ studiert, muss diesen Unsinn unreflektiert übernehmen, oder er darf seine Klausuren nicht bestehen.

Geldtheorie